homo telefonicus

ausstellung 6. april bis 1. juni 2023
kunstraum ring ring, basislager, aargauerstrasse 60, 8048 zürich
www.ring-ring.ch

in seinem atelier zerlegt peti wiskemann zwei gefundene holzstühle mit einer stichsäge und einem hammer. die fragmente schraubt der künstler danach wieder zusammen und kreiert aus ihnen eine skulptur. fundstücke in einen neuen kontext zu transformieren, ist eine zentrale arbeitsweise des künstlers. aus stuhlbeinen sind hier arm, bein und teile des kopfes entstanden, die rückenlehne bildet sowohl das becken wie auch ein bein und die sitzfläche ist nun oberkörper geworden. im linken arm, der angewinkelt in die höhe ragt, hält die figur einen telefonhörer ans ohr. peti wiskemann nimmt damit vordergründig direkten bezug zum kunstraum ring ring. die rückwand kleidet er zudem mit a4 grossen blättern aus, auf denen der künstler mit tusche fragmentarische texte über das telefonieren schreibt.

die stühle sind auch ihrem ursprünglichen zweck, dem menschen eine sitzgelegenheit bieten, enthoben. stattdessen ist eine aufrecht stehende und lebensgrosse skulptur mit menschlichem antlitz entstanden.

anders als der bildhauer pygmalion1 in ovids metamorphosen schafft peti wiskemann keine weibliche idealfigur, sondern seinen homo telefonicus, der die betrachter*innen dazu einlädt, mit dem telefonierenden in einen dialog zu treten und ihm dadurch leben einzuhauchen.
oder ist das werk vielmehr der alter ego des künstlers, der auch nostalgisch über die zeit nachdenkt, in der lange telefongespräche mit analogem gerät seine hauptsächliche kommunikationsart war?

1 ovid: metamorphosen, 8. auflage 1981/1998, goldmann verlag.

text: sibylle meier
bilder: christian beutler

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