diesen text habe ich 2020 für die begleitpublikation der ausstellung «von Z bis E» geschrieben.
ein resumée
ich ging meistens möglichst weit. das erste mal bis bülach, meiner nase nach. manchmal schaute ich auf die wanderkarte 1 : 50‘000, zürich – schaffhausen. ich erfreute mich an überraschendem, an lustigen strassennamen, an orten, die nahe an meinem zuhause sind, die ich aber noch nie gesehen hatte.
am anfang versuchte ich jede halbe stunde eine zeichnung zu machen, merkte dann aber, dass das nicht immer gut geht. manchmal trieb mich der hunger weiter oder – wie schon beim ersten spaziergang – die suche nach einem ort, wo ich kaffee trinken konnte.
spazieren ist meine liebste fortbewegungsart. ich sehe viel, kann jederzeit stehen bleiben und genauer schauen. die langsamkeit des gehens entspricht mir sehr.
viel zeit brauchte ich zum überlegen, welchen weg ich einschlagen sollte. klar, eglisau war das ziel, aber sich mehr nach osten treiben lassen oder besser einfach geradeaus?
sollte ich einen bekannten weg nehmen und schneller sein oder eine neue route ausprobieren und unter umständen einen umweg machen?
auf dem römerweg sein. das ist eine neue redewendung, die ich kreiert habe. die exakte bedeutung muss noch durch den gebrauch geklärt werden!
das ziel von zürich bis nach eglisau in einem stück zu gehen, habe ich nie geschafft. entweder bin ich zu lange im kreis gelaufen, zu weit nach osten abgedriftet oder ich zeichnete zu langsam.
mit menschen bin ich selten ins gespräch gekommen, wahrscheinlich auch, weil ich ans ziel kommen wollte. in cafés natürlich schon, aber auch da ergaben sich keine langen gespräche. das wäre wahrscheinlich ein anderes projekt gewesen.
mit fotografien hatte ich nicht gerechnet.
aber als ich losgegangen war, merkte ich schnell, dass weit gehen wollen und viel zeichnen sich konkurrieren. fotografieren kann auch überhandnehmen, alles festhalten wollen. schon beim ersten spaziergang, nachdem ich die rote fussgängerbrücke über den bucheggplatz passiert hatte, war ich erstaunt, wie grün und frisch es im wald war. das musste ich einfach festhalten.
die fotos überfordern mich irgendwie, die menge, das viele grün, die farbigkeit. ich fotografiere schon lange, immer ohne technischen anspruch. ich habe schon fotos ausgestellt. es sind auch bilder. fotos sind bilder, zeichnungen sind bilder, collagen sind bilder. nur, wie bringe ich alles zusammen?
einmal schrieb ich während des gehens: fotos abzeichnen ist etwas für halbschuhe. ich meinte dabei: die fotos die ich knipse, werde ich nicht im atelier abzeichnen oder abmalen. der ausdruck «halbschuh» passt natürlich gut zum gehen. er wird nicht mehr häufig verwendet.
«du bist ein schöner halbschuh», sagte man früher…